Mainz (ots) – Das starke globale Wachstum, das Coface für 2018 bei 3,2 Prozent erwartet, scheint seinen Höhepunkt erreicht zu haben. In den Industrieländern sieht der Kreditversicherer erste Anzeichen einer Abschwächung. Als Bremse wirke auch das grassierende “Protektionismusfieber”.

Erfahrungsgemäß entwickelt sich die Wirtschaft in Europa und in den Emerging Countries etwas zeitversetzt zur US-Wirtschaft. Zwar deuten die Zuversicht der Unternehmen und die Auslastung der Produktionskapazitäten in den USA darauf hin, dass der momentane Aufschwungzyklus anhalten könnte. Doch geringeren Gewinne der Unternehmen (minus 10,3 Prozent Ende 2017 im Vergleich zum Vorjahr) und ein allmählich überhitzender Arbeitsmarkt deuten auf eine Trendwechsel hin. In der Eurozone zeigten die Stimmungsindices nun deutlich, dass der Höhepunkt der Wachstumserwartungen überschritten ist, heißt es in einer Presse-Information über die aktualisierten Länder- und Branchenbewertungen von Coface. Dieser Wandel gehe einher mit ernst zu nehmenden Lieferproblemen und einem anhaltenden hohen Level der politischen Risiken.

Der Optimismus werde auch gebremst durch das “Protektionismusfieber”, das seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten global grassiere, und das damit verbundene Szenario eines Welthandelskrieges. Coface geht davon aus, dass Trump vor den Mid-Term-Wahlen in den USA im November 2018 weiterhin kräftig protektionistische Maßnahmen ankündigen und so die Zuversicht weiter dämpfen wird. Coface erwartet allerdings nicht, dass sich die bereits eingeführten Zölle auf den Import von Produkten aus China kurzfristig auf die Wirtschaft oder den Welthandel auswirken werden. Den globalen Handel sieht Coface bei einem Wachstum um 3,7 Prozent im laufenden Jahr. Langfristig könnte ein offener Handelskrieg zwischen den USA und China allerdings etliche Branchen gefährden, zum Beispiel die Informations- und Kommunikationstechnologie.

Im Kontext der global gestiegenen Rohstoffnachfrage und ebenfalls gestiegener Rohstoffpreise hat sich die wirtschaftliche Situation einiger Länder und Branchen verbessert. Nigeria wurde um eine Note in C angehoben. Nigeria ist der achtgrößte Ölexporteur der Welt. Ebenfalls heraufgestuft wurde die Branchenbewertungen für den Energiesektor in Brasilien und Argentinien (jetzt “mittleres Risiko”) und Chile (“niedriges Risiko”). Auch bei der Heraufstufung von Südafrika in die Länderkategorie B wirkt sich der verbesserte Rohstoffabsatz aus. Hinzu kommen die insgesamt beschleunigte Erholung der Wirtschaft am Kap, die sich auch in der anziehenden Produktion in den Sektoren Chemie (jetzt “mittleres Risiko”) und Papier (“mittleres Risiko”) sowie den gestiegenen Absatzzahlen im Einzelhandel (“mittleres Risiko”) zeigt. Auf der anderen Seite belasten die gestiegenen Rohstoffpreise importierende Länder wie Tunesien. Das nordafrikanische Land wurde in C herabgestuft.

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Russlands Wirtschaft behauptet sich weiter gegen die Sanktionen westlicher Länder. Haupttreiber der anhalten Erholung bleiben die privaten Haushalte. Zur Stabilität tragen, wenn auch in etwas geringerem Ausmaß, die anziehenden Unternehmensinvestitionen bei. Coface hat drei Branchen in Russland heraufgestuft: Chemie (jetzt “niedriges Risiko”), Papier (“mittleres Risiko”) und Bau (“hohes Risiko”).

Die Coface-Länderbewertungen (160 Länder) erfolgen auf einer Skala mit acht Stufen. In absteigender Reihenfolge, also mit steigenden Risiko: A1 (sehr niedriges Risiko), A2 (niedrig), A3 (noch gering) A4 (noch akzeptabel), B (signifikant), C (hoch), D (sehr hoch) und E (extremes Risiko).

In der Branchenbewertung betrachtet Coface 13 Sektoren in sechs geografischen Regionen und 24 Ländern. Diese Länder erwirtschaften fast 85 Prozent des globalen BIP. Die vierstufige Branchen-Skala: niedriges Risiko, mittleres Risiko, hohes Risiko, sehr hohes Risiko.

Wie geht es weiter mit der Weltwirtschaft im Kontext des Brexit und des Protektionismus? Unter anderen um diese Frage geht es beim Kongress Länderrisiken von Coface am 26. April in Mainz. Programm und Anmeldung: www.laenderrisiken.de.

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