Wir sind uns einig, dass es einfacher ist, alltägliche Geschäfte in traditionellen Währungen zu machen, aber eine Werteaufbewahrung wird schwierig.
Roger Darin ist gelernter Banker, Head of Blockchain Advisory und Crypto Assets bei inacta in Zürich, unterrichtet zu dem Thema an Schweizer Schulen und Universitäten und ist als Community Manager im Vorstand der Bitcoin Association Switzerland. Im Interview mit Kryptoszene.de spricht er über Probleme des Fiat-Währungssystems, Kryptowährungen als Geldanlage und hat Investitionstipps.
Die Kernaussagen im Überblick:
- Wir sehen im Moment nie dagewesene Ausweitung der Geldmenge
- Vertrauen in stabile Währungen sinkt
- Kryptowährungen bieten Schutz vor unkontrollierter Geldvermehrung
- Es ist unvernünftig, einen kleinen Teil des Vermögens nicht in Kryptowährungen zu investieren
Hallo Herr Darin, was sind die Probleme mit dem traditionellen Fiat-System?
Wir sehen im Moment eine noch nie dagewesene Ausweitung der Geldmenge. Die Geldpolitik ist sehr locker bei allen Zentralbanken. Das untergräbt das Vertrauen in stabile Währungen, insbesondere in den USA aber auch hier im europäischen Raum.
Und Kryptowährungen bieten eine Lösung?
Wir sind uns wohl alle einig, dass es einfacher ist, alltägliche Geschäfte in traditionellen Währungen zu machen, aber eine längerfristige Werteaufbewahrung könnte schwierig werden. Hier kommen Kryptowährungen ins Spiel, dessen Anzahl nicht nach Belieben ausgeweitet werden kann. Da ist ganz klar, wie viel Angebot an der Währung es zu welchem Zeitpunkt in der Zukunft geben wird.
Sind Kryptowährungen idealistisch betrachtet besser als das Fiat-Währungssystem?
Kryptowährungen bieten einen Schutz vor unkontrollierter Geldvermehrung. Dieser Schutz ist in der Technologie enthalten, also garantiert. Für eine traditionelle Währung wäre es aber ebenfalls möglich, wertbeständig zu bleiben. Das englische Pfund gibt es jetzt seit etwa über 300 Jahren, das ist schon beachtlich.
Also hat das Fiat-System immer noch Vorteile?
Ja, ich denke, dass eine verantwortungsvolle Geldpolitik durchaus ein Vorteil einer Fiat-Währung ist. Wenn eine der großen Fiat-Währungen in Schwierigkeiten gerät, werden die Leute aber ganz allgemein Geld weniger vertrauen. Bitcoin bietet hier die Alternative.
Sehen Sie Kryptowährungen auch als Geldanlage?
Ja, dafür kann ich sie mir heute bereits gut vorstellen. Es ist eine Diversifizierung des Portfolios: Zumindest einen kleinen Teil des Vermögens darin zu investieren, scheint mir heute vernünftig. Es wäre sogar unvernünftig, das nicht zu tun.
Warum empfinden Sie es als unvernünftig, nicht in Kryptowährungen zu investieren?
Es gibt Leute mit deutlich mehr Geld als ich, die auf jedem Kontinent ihr kleines Haus als Versicherung halten: Wenn irgendwas hier in der westlichen Hemisphäre passieren sollte, dann kann diese Person beispielsweise nach Neuseeland umziehen und hat so eine Versicherung. Kryptowährungen gehen in die gleiche Richtung: Einen kleinen Teil des Vermögens in Kryptowährungen zu halten, ist genauso vernünftig, wie das Portfolio ganz allgemein zu diversifizieren. Wir wissen nicht, was genau mit den Fiat-Währungen passieren wird. Niemand hofft, dass die plötzlich wertlos sind, aber wir haben leider genügend Beispiele in der Geschichte, wo genau das passiert ist. Daher wäre es unvernünftig, keine Allokationen in Kryptowährungen zu haben.
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